Vorweihnachtliche Geheimnisse
Vorweihnachtliche Geheimnisse – biodynamisch gesehen
Haben Sie auch einige Geschenke gut versteckt für Weihnachten? Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit der kleinen Geheimnisse. Zeit der Vorfreude auf
ein Geschehen, das wir versuchen in schönen Geschenken auszudrücken.
Selbst die Natur macht uns das vor. Sie versteckt sich in winzigen Sämchen, in kleinen, knackigen Knospen, unter braunem Gras und Laub, unter einer weiten Schneedecke. Wir in der Gärtnerei haben daran Teil: Unser Philippe Frintz bereitet die Saagutbestellung für das kommende Jahr vor. Und welches Geheimnis, dass aus einem winzigen Tomatensamen eine Pflanze wachsen wird, die Körbe voll feiner Tomaten bringt. Oder wie aus einem kleinen schwarzen leichten Samen ein stolzer, langer, weißer Lauch wird. Solch ein Herbstlauch übrigens, wie ihn unser Michiel Groen selbst gezüchtet hat, Sorte Haldor.
Wir sind ansonsten fest davon überzeugt, dass wir in unserem täglichen Leben alle Geheimnisse enträtselt haben. Dazu haben wir doch unsere Wissenschaft und unsere Technik. Und das ist auch gut so und gibt uns eine große Lebenssicherheit. Wir können uns aber fragen, ob dieser Schein nicht trügt. Haben wir uns nicht aus den Dingen, die wir verstehen, eine Kulisse aufgebaut hinter der noch viele Geheimnisse liegen?
Ob man nun Geheimnisse liebt oder nicht, wir müssen zugestehen, es gibt sie.
Rudolf Steiner schrieb gar ein Buch mit dem Titel „Geheimwissenschaft“. Es ist damit eine Wissenschaft über die Geheimnisse der Entstehung von Mensch und Erde gemeint. Geschehnisse werden hier geschildert, die kosmische Dimensionen haben, zumindest unser gesamtes Sonnensystem betreffend. Und wir erfahren nach etwa 200 Seiten Lektüre, warum wir diese Geheimnisse nicht wahrnehmen können. Wir sind nämlich im Laufe der Entwicklung so weit im Irdischen befangen, dass unser Blick nicht in die überirdische Welt hineinreicht. Wir haben keinen direkten Zugang mehr zum Geistigen. Wir können nicht einmal unser eigenes Dasein vor unserer Geburt oder nach unserem Tod verfolgen. Wir wissen, dass die alten Ägypter damit schon Schwierigkeiten hatten, und dass die Griechen in Bezug auf den Tod nur noch vom Reich der Schatten sprachen.
Da war es vor 2000 Jahren an der Zeit, dass ein Mensch geboren werden sollte, der die Sicht wieder freimachen konnte, der diese Finsternis wieder durchbrechen konnte. Seine Anlagen sollten die Menschheit zukunftsfähig machen. Steiner sagt es so: „In diesem Menschenwesen kommt das „Ich“ so zur Erscheinung, dass im physischen Leben zugleich das volle geistige enthalten ist.“ Das volle Geistige Leben, das heißt doch Überblick über Zeit und Raum, über Ursachen und Wirkungen, gewissermaßen geheimnislos. Es wird einem schwindlig bei der Vorstellung dieser Fülle an Information. Es ist etwas Außergewöhnliches. Weil das so außergewöhnlich ist, müssen wir es uns jedes Jahr aufs Neue bewusst machen, bewusst Weihnachten feiern. Und dabei die Berührungen zu den geistigen Geheimnissen suchen, die uns möglich sind, etwa durch Kunst, Wissenschaft, Religion. Das führt uns zu einer Lebensgrundhaltung der Sympathie, und im Laufe des Jahres, in unserem alltäglichen Dasein in Produktion, Organisation, Handel oder anderem, zu dem Vertrauen, dass unsere Saat aufgehen wird.
(Text: Wolfgang Raddatz)